Hallo Katharina,
ich bin seit vielen (vielen, vielen) Jahren in Therapie, nachdem ich mit 16 Jahren offiziell erkrankt bin. Heute bin ich 35 und mir geht es durch die Therapien und den Nichtwillen, in einer schlechten Situation zu bleiben, erheblich besser, ich konnte vor einigen Jahren das Fachabitur machen, den Führerschein und eine stabile, tolle Partnerschaft finden. Hier sei noch gesagt, dass ich sehr gut weiß, wie schwer es ist, zu kämpfen, allein schon morgens aufzustehen und dass ich auch schon aufgegeben hatte. Ich hatte vor mehreren Jahren auch Suizidversuche, habe es aber zum Glück nicht geschafft, so wie ich es jetzt sehe.
Leider ziehen mich Konflikte mit fremden Menschen immer wieder herunter. Da kommt dann der Punkt, wo ich dann wieder einknicke und wo, obwohl ich denke, dass ich mich jederzeit richtig verhalte, ich mich klein und schutzlos fühle und mein Selbstwertgefühl jedes mal stark fällt. Hier braucht es dann immer wieder Tage, bis es mir besser geht (ich weiß, kein Vergleich mit akuten depressiven Episoden und andere wären froh, wenn sie nur ein paar Tage bräuchten). Ich habe dann aber auch immer Angst, dass alles den Bach herunter geht und alles, was ich mir aufgebaut habe, doch umsonst sei, weil ich ja doch zu schwach sei und immer noch nicht das Selbstbewusstsein habe, das dafür sorgt, dass es mir IMMER gut geht (also ohne tagelang an irgendeiner blöden Begegnung im Supermarkt z.B. zu knapsen).
Meine letzte Therapie ist nun vor ein paar Tagen erfolgreich abgeschlossen worden. Ich habe den Tipp bekommen, eine Art Tage- und Lobbuch zu schreiben, um mein Selbstwertgefühl zu stärken. Das schaffe ich aber nicht, durchzuziehen. Von meiner Schwägerin habe ich ein Buch geschenkt bekommen, mit dem man sich selbst gutes tun soll, indem man täglich eine Aufgabe darin löst und damit das Selbstwertgefühl gestärkt werden soll. Aber all diese Sachen erscheinen mir zu schwach. Und über dieses Empfinden rutsche ich dann doch immer wieder in kleine depressive Depressionen, die mir dann Angst machen. Früher hatte es einmal geklappt, zu sagen, ach naja, ist bald wieder vorbei, das darf jetzt… aber das klappt momentan nicht.
Meine Therapeutin meinte, dass mir in den letzten Monaten soviel passiert sei, dass es keine Depression sei, sondern dass es in solchen Situationen jedem schlecht gehen würde. Dennoch finde ich es so unerträglich, dass ich mich momentan wieder in einer Phase befinde, in der ich nicht nach einer Stunde oder so das negative Erlebnis vergessen kann oder es mich wenigstens nicht mehr trifft. Ich verliere mich doch viel zu lange darin.
Gibt es hierzu noch hilfreiche Tipps?
Mit freundlichen Grüßen!