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Channel: Kommentare zu: Umgang mit depressiven Menschen – Was du als Außenstehender tun kannst
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Von: Kerstin

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Hallo Katharina,
ich arbeite seit ca. 8 Jahren in einer 2-Personen Abteilung in der Dienstleistungs- und Finanzbranche.
Mein Kollege ist ca. 10 Jahre älter und wir haben uns am Anfang gut verstanden und ergänzt. Die Zusammenarbeit ist leider immer schwieriger geworden, weil er
sich immer viele Sorgen macht und sehr unsicher geworden ist, als dann seine Ehe zerbrach und seit dem ein Sorgestreit tobt, ist er in psychiatrischer Behandlung.
Seit ca. 3 Jahren arbeite ich ihm hinterher, korrigiere Fehler und bin oft wochenlang alleine, weil er einen Krankenschein hat oder in der Reha ist.
Ich habe es lange mit Verständnis versucht, aber ich kann nicht mehr und ich will das so nicht mehr….

Unser Arbeitgeber verlässt sich einfach weiter auf mich, weil bisher ja auch so alles wunderbar geklappt hat, ich bin belastbar, aber habe meinem Arbeitgeber gesagt, dass ich das nicht mehr kann. Dieser sagt immer, dass ist ja nur sporadisch und nach der nächsten Reha wird es besser. Mein Kollege möchte weiterarbeiten und versichert unserem Arbeitgeber, dass alles wieder gut wird und er bald wieder volle Leistung bringen kann, aber da kann ich nach 2-3 Jahren nicht mehr dran glauben. Es ändert sich gar nichts und mein Kollege gesteht sich nicht ein, dass er den Job nicht mehr ausüben kann. Natürlich hat er auch Existenzängste, da er nun viel Unterhalt zahlen muss.

Wenn ich aus dem Urlaub komme habe ich immer Bauchschmerzen, weil ich weiß wie viel wieder liegen geblieben ist. Er macht Fehler, weil er unsicher und unkonzentriert ist und vergisst vieles. Er sagt bei jedem privaten und beruflichen Termin ich solle ihm Glück wünschen und die Daumen drücken und ich denke, verdammt, mach einfach deinen Job!
Er erzählt mir über seine Scheidung und die Kinder die er nicht sehen kann. Da ich selbst als Kind eine Scheidung erlebt habe, welche sich inkl. Rosenkrieg 10 Jahre hinzog, habe ich ihm irgendwann gesagt, dass ich das nicht mehr hören möchte. Aber da er keine Freunde hat, erzählt er mir trotzdem alles.
Seine Mutter ist krank geworden und „zack“ wirf ihn das aus der Bahn und er ist wieder krank geschrieben.

Mein Verständnis ist am Ende und ich empfinde mittlerweile eine Abneigung gegen diesen Menschen, obwohl ich das eigentlich nicht möchte.
Ich habe Angst selbst in dieses hier schon angesprochene „Loch“ gezogen zu werden.
Können Sie mir einen Rat geben, wie ich mich verhalten kann/sollte? Oder an wen ich mich wenden kann?
Vielen Dank!


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