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Channel: Kommentare zu: Umgang mit depressiven Menschen – Was du als Außenstehender tun kannst
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Von: Glücksdetektiv

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Hallo Sophie,

ich finde deine Sorgen und deinen Frust wirklich sehr nachvollziehbar. Und ich kann auch verstehen, dass diese Situation eure Freundschaft sehr belastet. Für euren Freund ist der Umgang mit euch vermutlich eine stete Erinnerung daran, dass er seines Erachtens nach nicht gut/klug genug für das Studium war. Deswegen fühlt er sich neben euch nun wie ein Versager. Alles, was ihr macht erinnert ihn daran, was er auch haben könnte, wenn er nicht depressiv geworden wäre. Und da die Depression ihn eh dazu bringt alles trostlos und hoffnungslos zu finden und in der Regel mit ausgeprägten Selbstzweifeln einhergeht, bezieht er sein „Versagen“ natürlich auf sich und hält sich folglich für dumm.

So nachvollziehbar es auch ist, ihr könnt auf Dauer auch nicht euren Tanz auf Eierschalen um ihn herum fortführen, weil ihr noch habt, was er sich gewünscht hätte. Aus meiner Sicht wäre hier auch eine professionelle Hilfe ratsam, die ihm hilft sein Selbstwertgefühl aufzubauen und konkrete Tipps für Alltagssituationen anspricht. Ob das in seiner Reha zum Tagen kommt, weiß ich nicht. Am besten hier die verantwortliche Person konkret darauf ansprechen.

Der Umzug ist aus eurer Sicht notwendig. Du solltest dir deswegen kein schlechtes Gewissen machen. Schön wäre, wenn er bis dahin eine Ansprechperson bekommen würde, die ihm auch etwas praktischer helfen kann. Möglich wäre, dass du dich z.B. mal mit seiner Psychotherapeutin in Verbindung setzt (mit seinem Einverständnis). In vielen Therapien ist es durchaus gängig das Umfeld miteinzubeziehen und es würde dir die Möglichkeit geben ein paar Beobachtungen und Sorgen deinerseits anzusprechen. Alternativ könntest du den Krisendienst oder Sozialpsychiatrischen Dienst anrufen, um dich über Möglichkeiten zu informieren, z.B. ob ein betreutes Wohnen in Frage käme oder auch einfach nur eine Adresse für eine Selbsthilfegruppe o.ä. zu bekommen.

Das alles kanns du tun, wenn du ihn unterstützen möchtest. Denk aber daran, dass du nicht für ihn verantwortlich bist und letzten Endes nur Angebote zur Unterstützung unterbreiten kannst. Wenn er sie nicht annimmt, ist das seine Entscheidung.

Alles Liebe euch,
Katharina


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