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Von: Shadowrose

Als Person, die selber schon von Depressionen betroffen, aber auch schon Angehörige von Menschen mit Depressionen war, habe ich die folgenden Ratschläge für den Umgang mit Depressiven herausgefunden:

1. Gebt ihnen nur Rat, wenn sie aktiv welchen suchen und nicht, wenn sie nur mal den Kummer herauslassen und Verständnis wollen. Bedrängnis ist contraproduktiv, denn damit ist der Betroffene überfordert, fühlt sich noch unzulänglicher und schuldig und erlebt zudem keine Selbstwirksamkeit mehr. Denn er muß sich dann ja (aus seiner Sicht oder tatsächlich) für die anderen ändern/verbiegen, anstatt sein eigenes Leben nach eigenen Vorstellungen zu leben.

2. Wenn ihr selbst an eure Grenzen kommt, dann sagt das, aber nicht als Vorwurf formuliert, sondern als Beschreibung eures Empfindens.

3. Wenn ihr Rat gebt, betrachtet es als unverbindlichen Vorschlag oder Gedankenanstoß und übt keinen Druck aus/zwingt den Vorschlag nicht auf. (s. 1.)

4. Die meisten Probleme (auch von schwer Depressiven) lösen sich mit der Zeit von alleine, sofern die Person sich sammeln darf und nicht sofort von allen Ecken bedrängt wird, sie müsse doch was tun, dürfe sich nicht schlecht fühlen, müsse Probleme sofort um jeden Preis bekämpfen und wenn sich Gespräche nur noch um das Problem drehen. („Na, hast Du denn schon eine Lösung gefunden? Hast Du Dich auch brav um Deine Therapieplatzsuche bemüht? – Was, noch kein Erfolg? Du willst ja bloß nicht!“ als Begrüßung ist nicht ansatzweise hilfreich) Je mehr Druck ausgeübt wird, desto mehr verstärkt sich das Problem und desto länger dauert es, bis es wieder gut kommt. Damit hat die betroffene Person keine Chance mehr, freiwillig etwas für sich zu tun, sondern nur für die anderen. Rückfall garantiert. Also entweder die Person mit ihrer Eigenart akzeptieren (mit Verständnis begegnen) oder sich abwenden, aber ohne Vorwurf und Schuldzuweisung.

5. Wenn die Person selber immer wieder auf die Problemthemen zu sprechen kommt (auch das kommt vor), lenkt die Konversation nach Möglichkeit wieder auf positive/unverfängliche Themen. Wohlgemerkt Themen, die für die betroffene Person positiv und unverfänglich sind! Wenn also der Sportverein die Person an den verlorenen Partner erinnert, ist das kein gutes Thema.

6. Seid auch offen dafür, daß sich etwas beim Depressiven ändert. Wenn das Umfeld mißtrauisch reagiert und von vornherein davon ausgeht, daß der Betroffene gleich sowieso wieder mit seinen unerträglichen Problemen anfangen wird, dann merkt er das. Und gerade das kann auf dem Wege der Besserung dazu führen, daß derjenige sich wieder schlecht fühlt.

7. Kontakt zu anderen Betroffenen suchen ist teilweise hilfreicher, als an professionelle Helfer „abgeschoben“ zu werden. Das gibt mehr Verständnis und das Gefühl, nicht alleine zu sein. Außerdem haben andere Betroffene ja auch Angehörige, die vor den gleichen Problemen stehen, wie ihr als Außenstehende. Auch ihr könnt dort auf Verständnis stoßen und euch austauschen.

Nun ja, aber auch Depressive und ihre Situationen sind verschieden. Es mag auch andere geben, für die etwas anderes hilfreich ist.


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